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Schreckliche Besprechungen

oder: Wie man mit Freiheit zu keinem Ergebnis kommt

"Pluralitische" Kommunikation

Viele Teambesprechungen und Diskussionen verlaufen trotz dringendem Anlass, guter Vorsätze und sogar bemühter Moderation nicht zufrieden stellend: Die Diskussionen nehmen kein Ende, folgen keinem roten Faden und erbringen kein greifbares, zufriedenstellendes Ergebnis.

Ein typischer Hintergrund dafür ist, dass sich ein bestimmtes Diskussionsmuster eingeschliffen hat, welches den Erfordernissen der Promlemlösung und dem angestebten Ergebnis nicht angemessen ist. Das wird oft nicht bemerkt, weil die Grundidee andererseits für richtig und gut gehalten wird.

Dieses Muster nenne ich "Pluralitische Diskussionsregeln“, wobei die "Regeln" nicht unbedingt absichtlich befolgt werden - es passiert einfach. Wenn man solche Diskussionen viel beobachtet und analysiert, kann man es so beschreiben:

 

Pluralitische Diskussionsregeln

  • Zu Beginn wird das Thema und das Ziel kurz umrissen. Z.B in dem Stil: "Wir wollen heute XY besprechen. Da müssen wir unbedingt was tun."
  • Nach der Eröffnung fängt einfach der erste an, der will.
  • Grundsätzlich darf und soll jeder sich auf seine ganz persönliche Art in die Diskussion einbringen. Jeder kann etwas beitragen.
  • Jeder hat dabei die gleichen (Rede-) Rechte und darf sprechen, wenn er niemanden unterbricht und sich an die Redereihenfolge (nach Meldung bei der Moderation) hält.
  • Jeder ist frei in Inhalt und Art der Meinungsäußerung, solange er niemanden persönlich verletzt.
  • Störungen haben Vorrang, d.h., es wird darauf eingegangen, wenn jemand offen und vorsichtig anspricht, dass z.B. ein Tonfall nicht OK war.
  • Die vorherrschende Orientierung der Beteiligten in der Diskussion ist: Was fällt MIR zu dem Thema ein, was kann ICH dazu sagen?


Die typischen Phänomene Pluralitischer Diskussionsregeln

  • Es spricht immer grad derjenige, der am dringendsten etwas sagen möchte.
  • Selbst wenn die Reihenfolge der Redebeiträge moderiert wird, ist es oft schwierig, sich starr an die Redereihenfolge zu halten, da manchen Diskussions­partnern ganz spontan zu einem gerade gehörten Redebeitrag etwas Wichtiges einfällt, was nur jetzt passt. Daher wird die Redereihenfolge oft nicht eingehalten und gegenseitige Unterbrechungen sind recht häufig.
  • Die Redebeiträge einzelner sind teilweise recht lang, denn die Sprecher folgen ihrer inneren, spon­tanen Assoziationskette und entwickeln vor allen anderen einen Gedanken.
  • Die Länge der Beiträge ist sehr ungleich verteilt und einige ziehen sich aus der Diskussion zurück und bleiben unbeteiligt.
  • Die Beiträge stehen oft bezuglos oder nur lose assoziiert nebeneinander.


Moderation nach Pluralitischen Diskussionregeln

  • Einerseits will die Moderation die Rechte der Diskussionspartner schützen, also die Freiheit, Individualität und Sponta­neität der Personen befördern.
  • Andererseits muss sie manchmal Diskussionspartner einschränken oder stoppen, wenn ein anderer dadurch zu kurz kommt (Redeliste! Oder: noch gar nicht zu Wort gekommen!).
  • Alle, die möchten, sollen zu Wort kommen, optimalerweise nach der Reihenfolge der Meldung.
  • Gelegentlich, besonders zum Ende der Zeit, wird appelliert, dass doch bitte noch Vorschläge für eine Lösung gemacht werden sollen, da die Zeit wegrennt.
  • Am Ende muss dann fast gewaltsam eine Entscheidung per Abstimmung erzwungen werden oder der Chef entscheidet einfach.


Fazit Pluralitische Diskussionsregeln:

  • Die Ansprüche an die Moderation widersprechen sich und stellen sie vor eine fast unlösbare Aufga­be. Einerseits zu einem Ergebnis kommen und andererseits den Personen Raum geben. Einerseits gerechte Redereihenfolge nach Meldung einhalten und andererseits Spontanität auch zulassen wollen.
  • Die Methode ist damit weder im Ergebnis besonders effektiv noch ist die Besprechung für die Beteiligten besonders angenehm.
  • Es wird zu viel um die persönlichen Befindlichkeiten herum laviert.
  • Das ensteht durch den Glauben, dass die Beteiligten ihre Schätze nur dann konstruktiv in die Besprechung einbringen können, wenn man ihnen möglichst viel persönlichen Raum und Freiheit lässt. Gute Ergebnisse können nicht erzwungen werden!
  • Alle Vorgaben und Regelungen, die man ihnen machen könnte, werden als destruktive Einschränkung, Kreativitätskiller, altbackene Machtgesten usw. gefürchtet und vermieden.

Richtig daran ist, dass gute, kreative, effiziente Besprechungsergebnisse nicht durch rigide Regeln und altbackene Machtgesten erzwungen werden können.

Falsch daran ist, dass deshalb KEINE weiteren Regeln oder Absprachen eine Besprechung verbessern können.

Sehr ungünstig ist auch die manchmal vertretene Ansicht, dass Effizienz etwas Unmenschliches ist, wenn man sich darunter roboterhafte, rein sachliche und knallharte Besprechungen vorstellt.

 

Ich lade Sie ein, gleichermaßen effiziente und ergebnisorientierte wie auch menschliche und angenehme Methoden zur Besprechung kennen zu lernen!

 

 

Der Unterschied zwischen pluralitisch und pluralistisch:

Dieser Text über die "Pluralitischen Diskussionsregeln" zeigt die ungünstigen Auswirkungen, die entstehen, wenn Pluralismus einseitig verzerrt und übertrieben wird.

Pluralismus an sich ist etwas Wunderbares. Wenn zementierte Hierarchien und konservative Machtstrukturen kreatives Potenzial für neue Ideen verstellen, ist der Schritt in einen pluralistischen Umgang ein heilsame Mittel:

Abbau von Hierarchie, gleiche Wertschätzung für alle, Platz für individuellen Ausdruck usw. holen ungeahnte menschliche Potenziale ans Licht!